CDS
Obwohl Dolby SR sehr gute Tonqualität lieferte, entstand in der Kinowelt
der Wunsch, getrennte Kanäle zu haben, also mehr Räumlichkeit
zu vermitteln. 1990 wurde von Eastman Kodak in Zusammenarbeit mit Optical
Radiation Corporation das "Cinema Digital Sound"-System entwickelt. Es
hatte mehrere Kanäle und wurde digital auf dem Film aufgezeichnet;
der erste kommerzielle Film in diesem Format war "Dick Tracy". Jedoch wurde
die analoge Lichttonspur aufgegeben. Aus u.a. diesem Grund hat sich CDS
nicht durchgesetzt. Die Herstellung wurde bald darauf wieder eingestellt.
Dolby SR-D oder Dolby Digital / AC-3
 1992
wurde mit "Batman Returns" das Dolby-Digital-Verfahren eingeführt.
Dabei handelt es um die digitale Aufzeichnung von sechs getrennten digitalten
Tonspuren (links, mitte, rechts, hinten links, hinten rechts, Subwoofer).
Die digitalen Informationen befinden sich auf dem Filmstreifen in den Freiräumen
zwischen den Perforationslöchern.
Vorteilhaft bei diesem Verfahren ist die einfache Handhabung des Filmes,
da keine weiteren Medien zur Datenspeicherung notwendig sind.
Andererseits haben Beschädigungen oder Verschmutzungen
des Films - z.B. an den Klebestellen zwischen den einzelnen Filmrollen
("Akten") - starke Auswirkungen. An solchen Stellen wird automatisch auf
die Lichttonspuren umgeschaltet, was oft deutlich als "Knackser" oder Aussetzer
zu hören ist. Diese Analogtonspur wird "Fallback" genannt, da der
Ton bei Problemen von digital zu analog "zurückfällt".
Der Ton wird nach dem AC-3-Standard komprimiert und enthält Informationen
zur Fehlerkorrektur. AC-3 ist ein sogenanntes 5.1-Verfahren, d.h. es gibt
5 vollständige Kanäle und einen frequenzbeschränkten Kanal
für die Bässe. Dabei ergeben sich bei der verlustbehafteten Kompression
Datenraten von etwa 400 kbit/s für sechs Kanäle. Durch die starke
Kompression eignet sich AC-3 eher für "laute Action-Filme" und weniger
für ruhigere, musikbetontere Filme.
Dolby AC-1 ist übrigens ein Tonstandard, der erstmals 1985 für
digitales Radio in Australien eingeführt wurde und heute noch für
Digitalradio über Satellit und Kabel verwendet wird (ca. 250 kbit/s
pro Kanal). Dolby AC-2 (ca. 150 kbit/s pro Kanal) wird hauptsächlich
für professionelle Audiodaten-Übertragung und -Speicherung verwendet
und ist Teil des "Dolby FAX"-Systems zur Echtzeit-Tonbearbeitung über
große Entfernungen hinweg.
Eine Variante von Dolby AC-3 ist auch für den Heimbereich erhältlich,
und zwar auf Laserdiscs (Video) und DVD (Video / Computerspiele).
Auch bei der Internet-Tonübertragung ist Dolby präsent, so nutzt zum Beispiel
das weitverbeitete "RealAudio" das "Dolby Net"-Kompressionsverfahren.
Die neueste Entwicklung von Dolby ist "Dolby Digital Surround-EX"
("EX" = Extension, Erweiterung). Dabei wird ein zusätzlicher
Surround-Kanal in der Mitte der Rückwand installiert, so
daß die Ortung im Surroundbereich besser wird. Es handelt
sich somit dann um ein "6.1"-System. Die ersten Filme mit diesem
zu Dolby-Digital 5.1 kompatiblem System werden Lucasfilms "Star Wars 1",
Spielbergs "The Haunting of Hill House" und SONYs "Memoires of a Geisha"
sein.
DTS
 Da
Dolby-Digital- Wiedergabegeräte teuer waren, erfand Digital Theatre
Systems das billigere DTS-Tonverfahren. Es behaupten übrigens beide Firmen,
vor der anderen auf dem Markt gewesen zu sein.
Mit dem Film "Jurrasic Park" wurde DTS 1993 eingeführt.
Auch hier handelt es sich um eine verlustbehaftete
digitale 5.1-Kompression, jedoch wird der Ton auf zwei separaten CDs gespeichert.
Auf dem Film werden dann (neben den analogen Stereotonspuren als Fallback)
nur noch Synchronimpulse gespeichert. So gibt es fast keine Aussetzer
mehr. Das Wiedergabegerät merkt auch fehlende Szenen und springt dann
unbemerkt an die richtigen Stellen auf den CDs. Der DTS-Ton muß aufgrund
der großen CD-Speicherkapazität nicht sehr komprimiert werden,
Datenraten von ca. 1400 kbit/s werden erreicht. DTS-Digitalton gibt es als
einizes der hier vorgestellten Digitaltonsysteme auch für 70mm-Filmkopien.
DTS eignet sich besonders für die Vorführung von Originalversionen
(OV), da nur statt der deutschen CD die fremdsprachige eingelegt werden
muß.
Inzwischen gibt es DTS-Digitalton auch für die (seltenen) 70mm-Filmkopien.
Eine der neuesten Entwicklungen bei DTS ist der DTS-Effektkanal. Mit diesen
in die Synchronimpulse auf dem Film kodierten Informationen koennen bis zu sechs
Effektgeräte (Stroboskope, Nebelmaschinen usw.) im Saal angesteuert werten.
Erstmals wurde die Erweiterung im Trailer zu "Jurrasic Park 2 - Lost World" vorgestellt.
Im Herbst 1997 wurde zum Film "The Jackal" das "Rear Window Captioning System"
vorgestellt, eine weitere Ergänzung zum DTS-Standard. Dabei werden auf einer
extra CD, die zusätzlich im DTS-CD-Player liegt, sowohl für Sehbehinderte
eine zusätzlich Tonspur gespeichert, als auch Untertitel fuer Hörgeschädigte.
Die Untertitel werden dann hinten im Sall spiegelverkehrt auf einer Leuchtzeile dargestellt.
Wer die Schrift lesen möchte, kann sich einen (vom Kino gestellten) Spiegel an
den Sitz des Vordermanns hängen und sieht die Untertitel dann richtigherum.
Wie Dolby plant auch DTS eine Erweiterung des Surrounds auf drei Kanaele.
Sony Dynamic Digital Sound
Auch
Sony entwickelte ein Digitaltonverfahren für Filme. Den Entwicklern
war aufgefallen, daß in Tonstudios häufig noch auf fünf
hinter der Leinwand verteilte Kanäle abgemischt wurde, so wie man
es von guten 70mm-Filmen gewohnt war. Anschließend wurden je zwei
äußere Kanäle zusammengefasst. Deshalb brachte Sony das
"Sony Digital Dynamic Sound"-Verfahren auf den Markt, welches insgesammt
acht Kanäle umfasst: links, halblinks, Center, halbrechts, rechts,
Surround links, Surround rechts und den Subwoofer-Kanal. Besonders bei
den früher üblichen, sehr großen Leinwänden ergab
sich dadurch ein bessere Ortbarkeit des Geschehens auf der Leinwand. Die
Toninformationen werden dabei digital komprimiert auf den äußeren
Rändern des Filmstreifen untergebracht und haben eine Datenrate von
etwa 1400 kbit/s. Der erste Film im SDDS-Format war "Last Action Hero"
1993. Viele mittelgroße und kleine SDDS-Kinos haben aber nur eine
6-Kanal-Konfiguration, bei der die halbäußeren Kanäle über
die äußeren Lautsprechern wiedergegeben werden.
SONICS
Die (wenigen) Filme im übergroßen Sony-IMAX-Bildformat, das
auch besondere Kinos benötigt (weltweit ca. 150), haben auch ein eigenes
Tonformat: SONICS. Auf dem Film befinden sich keine Toninformationen, sondern
eine zusätzliche CD enthält den Sechskanal-Digitalton. Der Ton
ist verlustbehaftet komprimiert. Die Filme enthalten auch keine Synchronimpulse
für die CD, sondern es werden die Bilder (Frames) gezählt. Fehlende
Bilder ergeben somit eine Verschiebung des Tones! Sollte der CD-Ton ausfallen,
schaltet das System auf analoge Magnettonspuren um, die sich auf einem
parallel laufenden 35mm-Band befinden.
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